Abstract (german) | Der Aufsatz ist ein Versuch, Schellings Aauffassung der Natur und des Ursprungs der Mythologie darzustellen. Zum ersten wird festgestellt, dass der Mythologie, vor allem über die göttlichen Wesen handelt und als die Erzählung von ihrer Herkunft und Entstehung zu verstehen ist. Die Mythologie ist, zweitens, nicht ein Produkt der menschlichen schöpferischen Phantasie und daher keine dichterisch hervorgebrachte Allegorie. Sie ist etwas, das im menschlichen Bewusstsein wirklich geschieht, und ein Geschehen, das des Bewusstsein ohne ihre aktive Beteiligung und sogar gegen sie sich bemächtigt. Weiter wird gezeigt, dass der Schlüssel zum Verständnis der Schellingschen Ansicht über Mythologie im angemessenen Verständnis der Zeit liegt. Die Zeit ist nach Schelling ein komplexer Organismus, der immer neue, tiefere und ursprünglichere Stufen anbietet, ausgehend von der alltäglichen geschichtlichen Zeit über die vorgeschichtliche Zeit bis zur Zeit der Ewigkeit, die in jedem Augenblick stets am Anfang ist. Schellings Menschenauffassung ist in geeigneter Weise nur auf dem Hintergrund der organischen Zeitlichkeit zu verstehen, wonach er seinem Wesen nach das Gott-setzende Wesen ist. Aber diese Bestimmung gilt nur für den ursprünglichen Menschen, dessen substantielles Bewusstsein derart ursprünglich ist, dass es noch kein Wissen von sich selbst besitzt. Durch den Akt der Umwandlung des ursprünglichen substantiellen Bewusstseins zur ersten wirklichen Bewusstsein fällt der ursprüngliche Mensch aus der substantiellen Einheit mit dem Gott heraus, wodurch die erste Grundlage für die Entwicklung der Mythologie als Polytheismus gelegt wird. |