Abstract (german) | Die Handschriften, die Fragen der Physik behandeln, umfassen den weitaus grössten Teil des phi1osophischen Handschriften-Nachlasses von A. Dorotić (1761-1837), der 1924 (von J. Božitković) im Franziskanerkloster in Makarska entdeckt wurde und erst in letzter Zeit zum Gegenstand einer intensiveren Untersuchung geworden ist (V. Kapitanović). Unter der Annahme, dass alle fünf der bisher Dorotić zugeschriebenen Handschriften zur Physik authentisch sind, und unter der zusatz1ichen Voraussetzung, dass auch drei vor kurzem entdeckte (1973) falsch1ich Kačić zugeschriebene Handschriften über Physik aus dem Kloster von Sumartin (I. Glibotić) \ihm gehören, -und dies ist die These der Autors - dann umfasst das Gesamtwerk A. Dorotićs etwa 3000 handgeschriebene Seiten in Folie.
Dem Umfang des Workes entsprechen Gründlichkeit, Systematisiertheit und Präzision der Ausführung. Bei der mehrmaligen Aus - und Darlegung der allgemeinen und partikularen Physik (zum ersten Mal etwa 1792 im römischen Aracoeli) eigt Dorotić eine aussergewöhnliche Kenntnis der wichtigsten physikalischen Theorien des 17. Jhs. von Descartes bis Leibniz. Entsprechend einer solchen Orientierung und einem solchen Interesse verlässt Dorotićs Physik fast ganz den Standpunkt der scholastisch-aristotelischen Lehre von der Naturphilosophie. Wahrend er sich in der Partikular-Physik und deren Fragen hauptsachlich auf Newton stutzt und in der Astronomie das kopernikanische System annimmt, vertritt er in der allgemeinen Physik den Standpunkt des Atomismus, der dem von Gassendi nahen ist.
Wir sehen zwei Hauptmerkmale seiner allgemeinen Physik. Das erste ist, dass er im Unterschied zu Descartes, der das Wesen der Körper in der Ausdehnung (extensio), wie auch im Unterschied zu Gassendi, der es in der Festigkeit (soliditas) sah, die Ansicht vertritt, dass das Wesen der Körper für uns absolut und im Prinzip nicht erkennbar ist.
Als zweites besteht Dorotić darauf, zwischen mathematischen (also logischen), physischen und metaphysischen Aspekten bei der Betrachtung physikalischer Erscheinungen zu unterscheiden. So wahrend die Materie physisch betrachtet nicht in Endlosigkeit geteilt werden kann, denn die Teilung macht vor den kleinsten Teilung, den Atomen halt, kann bei metaphysischer Betrachtung auch von der Schaffung der Atome selbst gesprochen werden. Dieses »Schaffen aus dem Nichts« ist nur für die erste Ursache von allem möglich, also für Gott, wahrend die Natur und die Kunst (ars) als Sekundärursachen nur immer aufs Neue verschiedene Atomgestaltungen umformen können. Atome also und die Sekundärursachen gehören zusammen zu einem physikalischen Aspekt der Physik als Wissenschaft, wahrend im metaphysischen Aspekt ein transphysikalisches, theologisch-ontologisches Fundament der Physik selbst zu erkennen ist. |